Paukersterben by Fischer

Autor:Fischer
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-02-01T05:00:00+00:00

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Die Fassadenfarbe des Hauses, in dem Diana Gettermann wohnte, blätterte an einigen Stellen ab. Es war ein vierstöckiges Mietshaus. Acht Parteien erkannte Rauscher am Klingelschild. Zwei Polizisten empfingen ihn am Eingang und lotsten ihn in die Erdgeschosswohnung. Die Spurensicherung war bereits zugange, allen voran Wolfgang Andres. Er deutete zur Küchentür und sagte: „Mach dich auf was gefasst.“

Als Rauscher die Türschwelle der Küche betrat, nahm er zuerst etwas vor sich auf dem Küchenboden wahr, das nach Gummipuppe aussah. Daneben lag eine blonde Perücke.

Er ging zwei Schritte weiter und blickte sich um. Auf einer Sitzecke am Küchentisch saß Diana Gettermann, mit dem Oberkörper auf dem Tisch liegend. Das Gesicht war zur Wand gedreht. Beide Arme hingen hinunter. Der Boden unter ihr schwamm vor Blut.

Er musste sich zusammenreißen, um nicht laut loszubrüllen. Was zum Teufel war hier passiert?

Reichlich verwirrt zog er Handschuhe an und untersuchte den Raum. Es lagen einige weitere Dinge auf dem Boden. Eine zerbrochene Obstschale, zwei Äpfel, zwei Bananen. Eine Tasse, die heil geblieben war. Kekse, verstreut. Auf der Anrichte war eine Flasche Rotwein umgefallen und Wein ausgelaufen, der einen kleinen See bildete. Daneben lag eine leeres Blister Ibuprofen 400. Nirgends war eine Waffe zu sehen.

Er ging in die Hocke neben der Gummipuppe und hob sie an. Auf dem Lätzchen, das sie um den Hals trug, stand ‚Ralf‘. Rauscher machte große Augen.

„Wie wurde Frau Gettermann getötet?“, fragte er Andres in resignierendem Ton. Der Leiter der Spurensicherung zuckte die Achseln.

„Noch unklar. Komm mal!“ Er bückte sich neben die Tote und zeigte auf einen Schnitt am linken Handgelenk. „Hier, siehst du?“ Rauscher ging zu ihm und beugte sich hinunter.

„Selbstmord?“

„Zumindest ist die linke Pulsader aufgeschnitten. An die rechte kommen wir noch nicht ran. Wir müssen sie erst von der Sitzbank hieven.“ Rauscher erhob sich wieder und schaute Andres an.

„Das verstehe ich nicht. Vor drei Stunden habe ich mit ihr Kaffee getrunken.“

„Übrigens hat die Nachbarin sie gefunden und die Polizei gerufen.“ Rauscher schien geistesabwesend. Zu viel ging ihm durch den Kopf. „Hey“, sagte Andres und schlug ihm auf die Schulter. „Die Nachbarin von drüben. Ein Haus weiter. Ein Kollege ist bei ihr. Sie wartet. Vielleicht erfährst du von ihr mehr.“ Rauscher sammelte sich wieder, ging hinaus, überquerte den kleinen Innenhof und betrat das Haus nebenan. Im Erdgeschoss wohnte Frau Zink. Rauscher klingelte und Kollege Reimer öffnete die Tür. Frau Zink saß im Wohnzimmer auf einem Stuhl und sah ihn erwartungsvoll an, als er sich vorstellte.

„Hallo Frau Zink, Rauscher, Mordkommission Frankfurt. Schildern Sie bitte, was Sie gesehen haben.“

„Ja, also ich habe gerade Blumen gegossen in meiner Küche und von dort sehe ich die Haustür drüben. Das sind ja keine fünf Meter von hier. Und um Punkt 17 Uhr fliegt sie auf und ein Mädchen kommt schreiend herausgerannt. Ich hab mir erst nichts dabei gedacht, wissen Sie, in der Nachbarschaft gibt es so viele Kinder, die spielen und schreien. Aber eine halbe oder dreiviertel Stunde später stand die Tür immer noch sperrangelweit offen. Das kommt sonst nie vor. Und da niemand zu sehen war, bin ich rüber.

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